Sein oder Nichtsein

oder THE DIRECTOR IS NOT PRESENT

„Stell dir das vor, diesen Druck, Hamlet spielen zu müssen im Schatten des Hamlets, im Angesicht, im Beisein des Hamlets, der dir im Rücken steht und immer noch überzeugt ist, den besseren Hamlet zu geben und du tief im Inneren vielleicht auch denkst, dass er eine bessere Besetzung wäre und genau dieser Zweifel der Grund ist, warum Peter Zadek dich für eine gute Besetzung hält und dich damit quält diese Rolle spielen zu müssen, bis die Rolle dich nicht mehr loslässt, überall hin verfolgt und schließlich doch der Erfolg.“

Bis heute sorgen Peter Zadeks Inszenierungen für Theaterfolklore. Zadek arbeitete häufig mit den selben Schauspieler*innen zusammen, seine Arbeitsmethoden waren berühmt und berüchtigt und sind längst ausgestorben. Oder? Inspiriert von Klaus Pohls Roman “Sein oder Nichtsein”, der in komödiantischer Weise die Proben zur Hamlet-Inszenierung (1999, mit Angela Winkler als Hamlet) in Straßburg nacherzählt, sodass wir “ach, die guten alten Zeiten” seufzen möchten, haben Marlina Adeodata Mitterhofer, Melina Pyschny und Alexander Wanat Schauspieltheorien und Praxen gesammelt und loten in “Sein oder Nichtsein“ oder “THE DIRECTOR IS NOT PRESENT” spielerisch und schonungslos die Grenzen zwischen Bühne und Regietisch aus. Alle drei abwechselnd in der Rolle von Hamlet, Ophelia und Regie. Dabei legen sie einerseits den Arbeitsprozess auf der Probebühne offen und beschreiben andererseits was sich geändert hat und ändern sollte, weil ab einem gewissen Punkt das Gegenüber heute nicht mehr mitspielt. Entstanden ist ein witziger, rasanter, diskursiver Abend, dessen Ende eine versöhnliche, aber auch sich von der Theaterfolklore verabschiedende Wendung nimmt.